Das Trainingsraumkonzept der Hinnerk Haidjer Schule
Um
einen störungsfreieren, effektiveren Unterricht in angenehmer Lernatmosphäre zu
ermöglichen, arbeiten wir seit März 2009 mit dem Trainingsraumprogramm, dem Programm für eigenverantwortliches Denken
und Handeln (kurz: TED), in welches alle Jahrgänge unserer Schule einbezogen
sind.
Dieses
Programm zur Reduzierung von Unterrichtsstörungen wurde von dem Amerikaner
Edward E. Ford entwickelt und basiert auf der Wahrnehmungskontrolltheorie von
William T. Powers.
Im
Wesentlichen geht es darum, dass Schülerinnen und Schüler, die häufig den
Unterricht stören, lernen, über die Auswirkungen ihres Verhaltens nachzudenken
und ihr Verhalten eigenverantwortlich zu ändern. Diese Erziehung zur
Eigenverantwortlichkeit ist neben Wissensvermittlung eine zentrale Aufgabe der
Schule. Damit der Unterricht möglichst reibungslos verläuft, sind Regeln und
ein verantwortungsvoller Umgang miteinander erforderlich. Vielen Kindern und
Jugendlichen fällt es aufgrund mangelnder Sozialkompetenz und fehlendem bzw.
noch nicht ausreichend ausgebildetem Reflexionsvermögens zunehmend schwer,
wesentliche Regeln des sozialen Miteinanders einzuhalten.
Ziel
des Trainingsraumprogramms ist es, häufig störenden Schülerinnen und Schülern
Hilfen anzubieten, die darauf ausgerichtet sind, dass sie ihr Sozialverhalten
verbessern und die notwendigen sozialen Schlüsselqualifikationen erwerben. Sie
sollen lernen, ihre Einstellung zum Unterricht zu verändern, eigene Ziele zu
entwickeln und diese aus eigener Einsicht zu verfolgen. Zur Unterstützung
dieses Prozesses haben wir einen separaten Trainingsraum (von der ersten bis
zur sechsten Unterrichtsstunde) eingerichtet, in dem die Schülerinnen und
Schüler mit Hilfe von einer ausgebildeten Erzieherin eigenverantwortlich einen
Plan zur Veränderung ihres Verhaltens erarbeiten. Neben der Verbesserung des
sozialen Miteinanders ist es gleichzeitig wichtiges Ziel des Programms,
lernbereite Schülerinnen und Schüler zu schützen und ihnen eine ungestörte
Lernatmosphäre zu bieten.
Das
Trainingsraumprogramm basiert auf den folgenden Regeln:
-
Jede Schülerin / jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.
- Jede Lehrerin / jeder Lehrer hat das Recht
ungestört zu unterrichten.
- Jede/r muss immer die Rechte des anderen
respektieren.
Diese
Regeln wurden mit dem Kollegium sowie innerhalb der Schülerversammlung (SV)
besprochen, anschließend den Klassen vorgestellt und in jedem Klassenzimmer
ausgehängt.
Wird
im Unterricht gegen eine dieser Regeln verstoßen, erfolgen nach einem festen
Ablauf die folgenden Maßnahmen:
1.
Eine störende Schülerin / ein störender Schüler erhält von der Lehrerin / dem
Lehrer eine ausdrückliche Ermahnung.
2.
Wenn die Schülerin / der Schüler dieser ausdrücklichen Ermahnung nicht Folge
leistet und sich entscheidet weiter zu stören, wird sie / er mit einem
Infozettel (Laufzettel: Anlage 2) in den Trainingsraum geschickt.
3.
Im Trainingsraum stellt die Schülerin / der Schüler mit Beratung der dort
anwesenden Betreuerin einen Rückkehrplan (Anlage 3 ) auf.
Sie
setzen sich dabei mit folgenden Fragen und Überlegungen auseinander:
Die
Schülerin / der Schüler soll eigenverantwortlich Ideen entwickeln, wie sie / er
in Zukunft störungsfrei am Unterricht teilnehmen kann und notiert diese im
Rückkehrplan.
4.
Mit diesem Rückkehrplan kehrt die Schülerin / der Schüler in die Klasse
zurück. 5. Wenn die Lehrerin / der Lehrer den Rückkehrplan akzeptiert,
kann die Schülerin / der Schüler weiter am Unterricht teilnehmen. Der Plan gilt
als schriftliche Vereinbarung zwischen Lehrer und Schüler über sein zukünftiges
Verhalten im Unterricht.
6.
Wenn die Lehrerin / der Lehrer den Rückkehrplan nicht akzeptiert, oder
wenn die Schülerin / der Schüler weiter den Unterricht stört, wird sie /
er wieder in den Trainingsraum geschickt.
7.
Bei insgesamt drei Entsendungen in den Trainingsraum erfolgt eine
Einladung zum Elterngespräch mit dem Schulleiter.
8.
Nach der vierten Entsendung erfolgt eine Klassenkonferenz mit
einer Ordnungsmaßnahme nach der Allgemeinen Schulordnung.
Die
Entsendungen werden jeweils nach den Ferien bzw. nach den Klassenkonferenzen
neu gezählt. Somit hat jede Schülerin/ jeder Schüler die Möglichkeit eines
„Neuanfangs“.
Die
klare Struktur des Ablaufs ist besonders für Schülerinnen und Schüler wichtig,
die sich nur schwer an Regeln halten können. Gleichzeitig ermöglichen die
Regelungen eine Entspannung der Unterrichtssituation. Diskussionen über
Unterrichtsstörungen müssen nicht im Unterricht geführt werden. Die Lehrerin /
der Lehrer kann weiter unterrichten. Wenn ein Schüler / eine Schülerin sich
ungerecht behandelt fühlt, kann er / sie dies im Rückkehrplan thematisieren.
Mit Unterstützung des Trainingsraumprogramms sollen alle - Schülerinnen und
Schüler, Lehrerinnen und Lehrer - neue Freiräume gewinnen - lernbereite Schülerinnen
und Schüler können ungestörter lernen, - Lehrerinnen und Lehrer können
gelassener unterrichten, - häufig störende Schülerinnen und Schüler erhalten
pädagogisch sinnvolle Unterstützung.
Unsere
kurze Erfahrung hat bereits gezeigt, dass die alleinige Existenz des
Trainingsraums Unterrichtsstörungen bereits reduziert. Ebenfalls reduziert
werden die üblichen Strafarbeiten, deren Wirksamkeit ohnehin sehr zweifelhaft
ist. Schülerinnen und Schüler, die aus welchem Grund auch immer den
Unterrichtsprozess stören, erhalten ein
pädagogisch sinnvolles Hilfsangebot: Sie reflektieren ihr eigenes
Verhalten, denken über Alternativen nach und kommen mit Lehrerinnen und Lehrern
in einen förderlichen Gesprächsprozess. Dabei wird ihnen nicht nur ihr
Fehlverhalten bewusst, sondern sie bekommen auch positive Rückmeldung, wenn sie
im Unterrichtsalltag ihre angestrebten Verhaltensziele erfolgreich umsetzten
können.
Für
die lernbereiten Schülerinnen und Schüler hat der Trainingsraum zur Folge, dass
der Unterrichtsprozess deutlich weniger unterbrochen wird, sich Ruhe und
Aufmerksamkeit deutlich erhöhen und somit wesentlich effektiver unterrichtet
und gelernt werden kann.
Weiterentwicklung des
Trainingsraumkonzepts
Das
Trainingsraumkonzept wird regelmäßig reflektiert und die Umsetzung beobachtet.
Auf auftretende Schwierigkeiten oder Probleme kann reagiert werden und Lösungen
können gefunden werden. So wurde beispielsweise ein weiterer Rückkehrplan für
jüngere Schülerinnen und Schüler erarbeitet.
Anlagen 1-4:
1.
Ablaufplan im
Klassenzimmer
3.
2 Rückkehrpläne für
die Klassen 1-4 mit Symbolen; Kl. 5-9 zur Verschriftlichung
4.
Eltern- und
Schülerinformation
V.i.S.d.P.Die Schulleitung der Hinnerk Haidjer Schule